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Titelthema
3 Fragen an …
... die Jülicher Forscherin Prof. Astrid Kiendler-Scharr, die als Leitautorin das Kapitel zu kurzlebigen Klimaschadstoffen im aktuellen IPCC-Bericht betreut hat.
Was bedeuten ein paar zehntel Grad Erwärmung mehr oder weniger?
Mit jedem zehntel Grad steigt die Anzahl und Intensität von Extremereignissen, wie zum Beispiel Hitzewellen, Dürren und Starkregen mit verheerenden Überschwemmungen
Kann das globale 1,5-Grad-Ziel überhaupt noch gehalten werden?
Ja, unter zwei Voraussetzungen: Uns steht noch ein CO2-Budget von 400 bis 500 Gigatonnen zur Verfügung. Die Menschheit emittiert derzeit etwa 40 Gigatonnen pro Jahr. Damit ist klar, uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Nur eine konsequente CO2-Neutralität wird das Klima auf lange Sicht stabilisieren. Wir müssen außerdem die kurzlebigen klimawirksamen Stoffe reduzieren.
„Es dauert ein paar Jahre, bis sich schrittweise alle Einsparungen auswirken.“
Prof. Astrid Kiendler-Scharr
Astrid Kiendler-Scharr ist Direktorin des Instituts für Energie- und Klimaforschung (IEK-8) und Vorstandsvorsitzende des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK)
Wie stufen Sie die Beschlüsse der Weltklimakonferenz ein, die im November in Glasgow verabschiedet wurden?
Mich stimmt optimistisch, wie deutlich der politische Wille fast aller Mitgliedstaaten jetzt ist, in nur wenigen Jahrzehnten klimaneutral zu werden. Dies ist der einzige Weg, um den Klimawandel zu bremsen. Und die neuen Zusagen, etwa zur Reduktion von Methan oder dem Stopp der Entwaldung, haben tatsächlich das Potenzial, die Erwärmung bei rund zwei Grad Celsius zu stabilisieren. Das ist zwar noch nicht zufriedenstellend, aber ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum Stand direkt nach dem Pariser Abkommen aus dem Jahr 2015. Dennoch: Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch. Wollen wir die ausgerufenen Ziele wirklich erreichen, müssen alle Länder sofort handeln und die Umsetzung in den kommenden zehn Jahren entscheidend voranbringen.
0,10Grad
Celsius beträgt die globale Erwärmung laut IPCC seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.
0,10Grad
Celsius wärmer ist es im selben Zeitraum in Deutschland geworden, das belegen Daten des Deutschen Wetterdienstes.
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