Entnahme einer Trinkwasserprobe
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Turbotest fürs Trinkwasser
Sauberes Wasser ist lebensnotwendig. Gerade nach Naturkatastrophen oder bei Epidemien gilt es, rasch festzustellen, ob eine Wasserquelle verunreinigt ist. Was bislang viele Stunden oder gar Tage dauerte, soll ein neues Gerät künftig auf 60 Minuten verkürzen.
Ein Zyklon in Mosambik, ein Erdbeben auf Haiti, aber auch Hochwasser in Bayern – eine der ersten Maßnahmen ist es, möglichst schnell eine stabile Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Jedoch muss jede Wasserquelle zunächst auf Verunreinigungen und Krankheitserreger überprüft werden. Bisher bringen Experten dafür Proben ins Labor, züchten Bakterienkulturen und analysieren. Die Prozedur dauert mehrere Stunden, für Cholera-Bakterien sogar Tage, für Legionellen mehr als eine Woche.
JE EHER, DESTO BESSER
„Diese Zeit fehlt, wenn man nach einer Katastrophe eine Trinkwasserversorgung aus dem Boden stampfen muss“, weiß Prof. Hans-Joachim Krause vom Jülicher Institute of Complex Systems (ICS-8). AquaNANO soll das ändern. Mit dem Gerät, das etwa so groß wie eine Milchpackung ist, können Hilfsorganisationen oder Wasserversorger vor Ort Proben innerhalb einer Stunde testen. AquaNANO ist ein Gemeinschaftsprojekt: Beteiligt sind Hans-Joachim Krause und sein Doktorand Stefan Achtsnicht sowie Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME und das Medizintechnik-Unternehmen DITABIS AG. Um Art und Menge eines Schadstoffs festzustellen, setzen die Forscher magnetische Nanosonden ein, die mit Antikörpern gegen den Schadstoff beschichtet sind. Diese Nanosonden lassen sich einfach und schnell nachweisen. Eine Einschränkung gibt es allerdings: „Es können nur Stoffe gefunden werden, für die es bereits Antikörper gibt“, so Achtsnicht. „Während wir uns um die Auslesetechnik kümmern, also um die Messung der Magnetpartikel und ihre Auswertung, entwickeln die Biologen vom IME neue Antikörper.“
FÜR DEN EINSATZ OPTIMIERT
In einem Folgeprojekt soll aus dem Prototyp nun ein robustes Werkzeug werden. „Wir haben das Technische Hilfswerk bei mehreren Übungen begleitet und so erfahren, welche Anforderungen ein mobiles Trinkwasserlabor im Einsatz erfüllen muss, zum Beispiel muss das Gerät sowohl bei großer Hitze als auch bei Kälte funktionieren“, führt Achtsnicht aus. In Zukunft soll AquaNANO außerdem mit einem Akku betrieben werden können, intuitiver zu bedienen sein und eine Probe auf mehrere Kontaminationen gleichzeitig testen können.
Jannis Lindner und Martha Peters
So funktioniert die Trinkwasseranalyse
Zugabe magnetischer Nanosonden, die mit Antikörpern beschichtet sind
Bindung der Schadstoffe an die Antikörper und damit an die Sonden
Magnetische Abtrennung der Nanosonden und der daran gebundenen Schadstoffe
Andocken der Schadstoff-Nanosonden-Komplexe an einen speziellen Filter, anschließend Nachweis im Messgerät
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