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Forschung
Fürs Klima ackern
Die Ernte ist eingefahren, die Wintersaat schlummert bereits in den Böden. Doch in der Zeit zwischen Ernte und neuer Aussaat lag so manches Feld monatelang brach, einige bleiben sogar bis zum Frühjahr unbestellt. Das könnte sich in Zukunft ändern – dem Klima zuliebe. Denn der Anbau von Zwischenfrüchten könnte helfen, CO2 abzubauen.
„Wir beobachten, dass im Sommer etwa Getreidefelder immer früher abgeerntet werden. Die Aussaat im Herbst oder im Frühjahr verschiebt sich ebenfalls nach vorne, aber nicht so deutlich. Dadurch liegen Felder länger brach. Das bedeutet, der Zeitraum wird kürzer, in dem Ackerpflanzen mittels Fotosynthese CO2 umwandeln“, sagt Dr. Alexander Graf vom Institut für Bio- und Geowissenschaften (IBG-3), der den CO2-Austausch zwischen Böden, Pflanzen und Atmosphäre erforscht.
Einige Landwirte bauen nach der Ernte Zwischenfrüchte an, die nicht geerntet, sondern später untergepflügt werden, zum Beispiel Senf und Ölrettich. Das verhindert die Nitratauswaschung ins Grundwasser, spart Dünger und verbessert die Bodenqualität. Die Zwischensaat könnte offenbar auch dazu beitragen, den Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu bremsen und so den Klimawandel abzumildern.
Tage länger als vor 50 Jahren liegen Felder heute brach
Graf und sein Team haben festgestellt, dass ein Feld mit wiederholtem Zwischenfruchtanbau rund 60 Prozent mehr CO2 aufnahm als ein Feld, das öfter und länger brach lag. Vier Jahre lang hatten sie Daten von zwei Ackerflächen gesammelt. „Wir müssen als Nächstes herausfinden, unter welchen Bedingungen Pflanzen und Böden welche Mengen CO2 speichern und wieder abgeben“, betont er.
Dabei spielen nicht nur die jeweiligen Bodeneigenschaften eine Rolle, sondern auch die steigende Menge an CO2 in der Atmosphäre, die auf einige Pflanzen wie zusätzlicher Dünger wirkt. Oder die globale Erwärmung, die dafür sorgt, dass Organismen im Boden mehr CO2 an die Luft abgeben. „Wenn wir diese Austauschprozesse besser verstehen, können wir konkret sagen, ob und wie welche Zwischenfrüchte gezielt zum Klimaschutz eingesetzt werden können“, so Graf.
Christian Hohlfeld
Mit Wintersaat mehr CO2 abbauen
Ein Feld, das zwischen der Aussaat von Pflanzen wie Zuckerrüben und Weizen wiederholt mit Zwischenfrüchten bestellt wird, nimmt 60 Prozent mehr CO2 auf als …
… ein Feld, das bis zur nächsten Aussaat brach liegt. Während der Brache gibt ein Feld etwa die Hälfte des CO2 wieder ab, das es zuvor aufgenommen hat.
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