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Forschung
Ein Leuchtturm für die Energiewende
Interview mit Prof. Peter Wasserscheid, seit dem 1. November 2021 Leiter des neuen Instituts für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW).
Das INW soll sich zum innovativen Kern des 2021 bewilligten „Helmholtz-Cluster für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft“ (HC-H2) entwickeln. Das Cluster ist ein wichtiger Baustein, um im Zuge des Strukturwandels aus dem Rheinischen Revier eine Wasserstoff-Modellregion mit europaweiter Strahlkraft zu machen.
Herr Wasserscheid, Sie haben sich zum Amtsantritt als Geburtshelfer bezeichnet. Wie geht es dem heranwachsenden Hoffnungsträger?
Wir sind dabei, das Kinderzimmer einzurichten. Im Brainergy Park bei Jülich wird eine große Forschungslandschaft entstehen, um die herum sich Unternehmen ansiedeln sollen. Bis zum Einzug in den Neubau des INW werden Bürocontainer, Laborgebäude und eine Technikumshalle errichtet, sodass die Forschung möglichst schnell starten kann. Und wir suchen Arbeitskräfte: Forschende ebenso wie Handwerkerinnen und Handwerker. Außerdem wollen wir Kommunen, Verkehrsbetriebe und andere Forschungseinrichtungen als Partner gewinnen.
ZUR PERSON:
Der Chemiker Peter Wasserscheid ist Direktor des 2013 gegründeten Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN), eine Jülicher Außenstelle. Seit 2003 ist er zudem Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Für seine Forschung erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2006) sowie zwei Advanced Investigator Grants des Europäischen Forschungsrats (2010, 2018).Was bringt das Forschungscluster?
Zunächst schafft es neue Arbeitsplätze. 100 entstehen alleine bei uns bis Ende des Jahres, bis 2025 sollen es 500 am INW sein. Aber es geht um mehr: Wir wollen einen Leuchtturm für die Energiewende aufbauen, also eine nachhaltige Zukunft ermöglichen mit innovativen Wasserstoff- und Energietechnologien aus dem Rheinischen Revier, die weltweit verkauft werden.
Um welche Technologien geht es konkret?
Um Technologien, mit denen Wasserstoff in großen Mengen transportiert, gelagert sowie schnell, einfach und kostengünstig bereitgestellt werden kann. Es geht etwa darum, Tankstellen für Busflotten mit grünem Wasserstoff zu beliefern oder eine Glashütte zu versorgen, die künftig mit Wasserstofftechnologie statt mit CO2-trächtigen Verbrennungstechnologien arbeiten soll. Mit Demonstratoren wollen wir zeigen, dass unsere Innovationen auch im Industriemaßstab funktionieren und wirtschaftlich sein können.
Wann könnten die ersten Demonstratoren starten?
Bis Ende 2022 wollen wir im Rheinischen Revier vier Demonstratoren aufbauen, die gleich das ganze Spektrum innovativer Wasserstofftechnologien abbilden sollen. Den Anfang machen die Bereitstellung von Wasserstoff für ein stationäres Energieversorgungssystem und eine Anwendung aus dem Mobilitätssektor.
Die Fragen stellte Christian Hohlfeld.
0Millionen Euro
aus den Fördermitteln für den Strukturwandel der Kohleregionen stellt der Bund für den Aufbau des HC-H2 bereit. Auch das Land Nordrhein-Westfalen beteiligt sich.
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